Heft 3

Olof Hultén/Göran Sellgren

Neuere Entwicklungen im dualen Rundfunksystem Schwedens

Schwedische Medienkonzerne und die öffentliche SVT vor der digitalen Ära

Erst in den 90er Jahren wurde in Schweden ein duales Rundfunksystem eingerichtet, nachdem zuvor das öffentliche Rundfunkmonopol durch den Satellitenkanal TV3 von London aus umgangen wurde. Der 1991 zugelassene kommerzielle Sender TV4 ist mit 28 Prozent Marktanteil im Jahr 1996 Marktführer, die beiden öffentlichen Fernsehkanäle SVT1 und SVT2 kamen auf zusammen knapp 50 Prozent. TV3 erreicht selbst in Kabel- haushalten nur einen Marktanteil von 15 Prozent (gesamt: 9 %). Die Lizenzen von SVT1, SVT2 und TV4 wurden soeben bis 2001 verlängert, für die öffentlichen Programme allerdings unter finanziellen Einbußen. Die wichtigste Rolle im kommerziellen Fernsehsektor spielt der Kinnevik-Konzern mit TV3 und maß- geblicher Beteiligung an TV4 sowie mit Aktivitäten im Pay TV und Teleshopping. Kinneviks Medienholding Modern Times Group ist darüber hinaus in den Bereichen Hörfunk, Produktion und Presse engagiert, wenn auch mit nur gemischten Erfolgen. Zunehmendes Gewicht im schwedischen Fernsehen erlangen inzwischen die bislang im Verlags- und Pressebereich dominierende Bonnier Group sowie die von amerikanischen Unternehmen kontrollierte SBS. Die schwedische Rundfunkpolitik versucht die digitalen Techniken zu forcieren: DAB soll bereits Ende 1998 flächendeckend verfügbar sein und digitales terrestrisches Fernsehen noch 1997 mit Pilotprojekten starten. Nachdem Nethold bereits mit einem digitalen Satelliten-Pay-TV-Projekt auf Sendung ist, scheinen sich Kinnevik, TV4, SVT, Telia und andere schwedische Unternehmen zu einer gemeinsamen Gegenstrategie zusammen- zufinden. Dennoch ist der Erfolg digitalen Fernsehens und Pay TVs auch in Schweden vor allem wegen finanzieller Unwägbarkeiten keineswegs gewiß.

MP 3/1997, S. 150-156



Zurück zur Übersicht