Heft 9

Dirk Blothner

Kinofilme und Lebensalter

Ergebnisse einer Auswertung altersbezogener GfK-Daten

Bei der Vermarktung von Kinofilmen spielt das Alter des Publikums eine wichtige Rolle: Es gibt Filme, die eher jüngere oder hauptsächlich ältere Menschen anziehen -- andere wiederum sind in allen Altersgruppen erfolgreich. Mit Hilfe der Daten des GfK-Konsumentenpanels, in dem Personen auch zu ihren Kinobesuchen befragt werden, können verschiedene Altersaffinitäten herausgefunden werden. Demnach standen in den vergangenen Jahren Filme mit großer Breitenwirkung (z.B. "Jurassic Park") Filmen gegenüber, die nur bei Jugendlichen hohe Besucherzahlen erreichten (z.B. der Horrorfilm "Scream-Schrei"). Andere Filme wiesen sowohl eine gewisse Breitenwirkung als auch eine besondere Beachtung in einzelnen Altersgruppen auf. Kinostreifen, die in der öffentlichen Diskussion standen, erreichten in der Regel zuerst ihre Kernzielgruppe und anschließend in ganz anderen Altersgruppen beachtliche Zuschauerwerte (z.B. "Forrest Gump").

Detailanalysen zeigen, daß weder das reale Alter der Schauspieler noch das in der Hauptrolle verkörperte Alter eine ausschlaggebende Rolle für den Filmerfolg spielen. Beim ergänzenden Blick auf die Themen der Filmstories stellt sich heraus, daß auf eine bestimmte Altersgruppe gerichtete Geschichten zwar durchaus ihre Zielgruppe finden können, aber nicht selten eine zusätzliche Resonanz außerhalb dieser Zielgruppe (Generationenverschiebung) beobachtet werden kann. Dies ist auf eine Tendenz zur Themengeneralisierung zurückzuführen, das heißt, einige Filme sprechen ein sehr breites Publikum an.

Die Erkenntnisse aus den GfK-Daten legen den Schluß nahe, daß Affinitäten zwischen Film und Lebensalter nur selten vorhersehbar sind, vielmehr ist von nichtlinearen Wirkungsprozessen auszugehen, wobei man die Bedeutung eines Films für den einzelnen Rezipienten berücksichtigen sollte.

MP 9/1998, S. 479-485



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