Heft 4

Wolfgang Darschin/Bernward Frank

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1997

Der Fernsehkonsum der Bundesbürger hat sich 1997 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, er stabilisiert sich mit durchschnittlich mehr als drei Stunden pro Tag auf hohem Niveau. Die ostdeutschen Zuschauer schauen weiterhin deutlich länger fern - 203 Minuten täglich gegenüber 178 Minuten im Westen.

Bei den Zuschauerzahlen der einzelnen Programme kam es zu keinen gravierenden Verschiebungen, RTL führt weiterhin vor ARD, ZDF und SAT.1. Die Dritten Programme konnten erneut zulegen und liegen mit 11,6 Prozent Marktanteil inzwischen deutlich vor PRO SIEBEN (9,4 %). In Ostdeutschland liegen die Dritten Programme in der Zuschauergunst sogar an dritter Stelle, generell stoßen dort jedoch die unterhaltungsorientierten privaten Programme auf größere Resonanz als im Westen. Bei den Unterhaltungspräferenzen der Zuschauer haben sich allerdings kaum Veränderungen ergeben.

Auch das Nutzungsverhalten der Informationsprogramme ist insgesamt relativ stabil, bei einer eindeutigen Dominanz des öffentlich-rechtlichen Sektors. Pro Tag nutzen die Zuschauer 33 Minuten lang öffentlich-rechtliche Informationssendungen, gegenüber 14 Minuten bei privaten Sendern. Unangefochtenes Nachrichtenflaggschiff bleibt dabei die "Tagesschau" (9,03 Mio Zuschauer im Durchschnitt), vor "heute" (5,18 Mio Zuschauer) und "RTL aktuell" (4,12 Mio Zuschauer).

Das Publikumsurteil über das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird mithin nahezu unverändert von seiner Informationsleistung geprägt, auch wenn sich ARD und ZDF nicht auf eine reine Informationsfunktion reduzieren lassen und zum Beispiel auch bei Krimi-, Satire- oder Kindersendungen die höchste Kompetenz zugeschrieben bekommen. Bei den Privaten überwiegt nach Meinung der Zuschauer erwartungsgemäß die Unterhaltungsfunktion. Insgesamt werden öffentlich-rechtliche und private Sender weiterhin an unterschiedlichen Ansprüchen gemessen. 

MP 4/1998, S. 154-166



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