Heft 9

Gerd Hallenberger

Eurofiction 1998: Tendenz zu einheimischen Produktionen

Angebotsstruktur und Nutzung erstausgestrahlter einheimischer fiktionaler Fernsehproduktionen in Deutschland

Deutschland liegt im europäischen Vergleich bei fiktionalen Fernsehproduktionen mit Abstand an der Spitze: Den Ergebnissen der - seit 1996 durchgeführten - Studie Eurofiction zufolge wurden 1998 im deutschen Fernsehen 1 945 Stunden Erstausstrahlungen von insgesamt 373 einheimischen fiktionalen Fernsehproduktionen gezeigt, in Großbritannien waren es 1 321 Stunden bei 203 Produktionen. In Spanien summierten sich 33 (meist serielle) Produktionen auf 859 Stunden kumulierte Sendedauer, während 204 einheimische Fernsehproduktionen in Frankreich lediglich 621 Stunden Sendezeit bedeuteten. Italien bildete mit 63 Produktionen und 357 Stunden das Schlußlicht der fünf untersuchten Länder.

Differenziert man die Fictionproduktionen in Deutschland nach Sendern, lag die ARD 1998 - wie in den Jahren zuvor - bei der kumulierten Sendedauer mit 578 Stunden an erster Stelle, gefolgt von RTL (460 Stunden), dem ZDF (398 Stunden) und SAT.1 (299 Stunden). Bei der Zahl der Produktionen führte das ZDF - das keine Daily soap sendet - mit 108 Produktionen vor der ARD (89), RTL (54) und SAT.1 (49). ProSieben lag trotz seines Profils als Fictionsender und erkennbarer Aufwärtstendenz bei Eigenproduktionen auch 1998 mit 22 Produktionen und 47 Stunden kumulierter Sendezeit noch weit zurück. Die übrigen privaten Fernsehsender wie z.B. RTL II, Kabel 1, VOX oder auch Premiere verzichten nahezu vollständig auf Eigenproduktionen -- ihr Gesamtoutput summierte sich 1998 auf lediglich sieben Produktionen und eine Sendedauer von 32 Stunden.

Mehr als die Hälfte der öffentlich-rechtlichen und fast zwei Drittel der Produktionen privater Sender waren 1998 Fernsehfilme/TV Movies. Fast drei von zehn Produktionen zählten zu den Kategorien Reihe und Miniserie, etwa jede zehnte Produktion war eine Serie. Der Löwenanteil der Produktionen fiel in die Genregruppe General drama, gefolgt von Crime/Action und Comedy. Deutlichere Unterscheide zeigten sich bei den (Ko-)Produktionsländern: Mehr als 90 Prozent der Produktionen privater Sender waren rein national, öffentlich-rechtliche Sender hatten demgegenüber bei mehr als einem Viertel der Projekte ausländische Partner, mit 17,7 Prozent am häufigsten aus Österreich und/oder der Schweiz.

MP 9/1999, S. 469-479



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