Digitales Fernsehen in Deutschland - Markt, Nutzerprofile, Bewertungen
ARD-Studie: Repräsentativbefragungen von Digital-TV-Nutzern
Nach einem Beschluss der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2010 die analoge Verbreitung des Fernsehens durch die digitale Übertragung ersetzt werden. Allerdings erfolgte der Zugang zum digitalen Fernsehen in Deutschland mit mäßigem Erfolg bisher fast ausschließlich über die Programme und das technische Equipment des Pay-TV-Anbieters Kirch.
Die hier vorgestellte, im Auftrag der ARD-Medienkommission durchgeführte Repräsentativbefragung von rund 1000 Digital-TV-Nutzern ab 14 Jahren zeichnet ein Nutzerprofil des digitalen Fernsehens. Demnach sind Männer und jüngere Altersgruppen unter den Digitalnutzern überrepräsentiert. Digitaluser besitzen außerdem eine überdurchschnittlich hohe formale Bildung und sind meistens berufstätig. Der typische Digitalnutzer ist ein Pay-TV-Konsument, der über ein vergleichsweise hohes Einkommen verfügt, aktiv, gesellig und an Technik interessiert ist.
Ein wesentliches Motiv, den Zugang zur digitalen Fernsehwelt zu suchen, ist der programmliche Zusatznutzen, vor allem Sport. Darüber hinaus wird die fehlende Unterbrecherwerbung als Vorteil empfunden, geschätzt werden auch die größere Programmauswahl und die technischen Möglichkeiten (z.B. Auswahl der Kameraperspektive). Die von Digitalnutzern am stärksten nachgefragten Programminhalte sind die Sparten Sport, Fiction und Nachrichten. Während allen Befragten das Angebot von Premiere World geläufig war, kannten 80 Prozent die Digitalangebote von ARD und ZDF und nutzten dort bevorzugt die Informationskanäle Eins Extra bzw. ZDF.vision.
Trotz der Begrenztheit des Marktes bewertet die Mehrheit der Digitalnutzer die digitalen Angebote positiv. Sollen sich die Wachstumschancen des digitalen Fernsehens erhöhen, muss der Markt in Richtung des digitalen Free-TV weiter geöffnet werden. Hierzu ist es notwendig, ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, dass es sich beim digitalen Fernsehen nicht primär um kostenpflichtige Programmangebote handelt, sondern um einen (entstehenden) großen Markt frei zugänglicher öffentlich-rechtlicher und privater Programme.
MP 4/2001, S. 202-219
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