Entwicklung digitaler Fernsehtechniken in den USA
Stand, Prognosen, Einschätzungen
Nach großer Euphorie und anschließendem Einbruch der Erwartungen an die Digitalisierung des Fernsehens in den 90er Jahren herrscht in den USA neuerdings wieder größeres Interesse an Zukunftstechnologien. Dazu zählen Video-on-Demand (VOD), persönliche digitale Videorecorder (PVR bzw. nach der führenden Marke auch TiVo genannt), interaktives Fernsehen (iTV), High Definition TV (HDTV), Electronic TV Guide (EPG) und Streaming Video (Fernsehen per Breitbandanschluss am Computer). Der Autor analysiert unter anderem, ob sich die neuen Prognosen zur weiteren Entwicklung als zuverlässiger erweisen könnten als die überzogenen Vorhersagen der 90er Jahre.
In den USA haben derzeit 36 Prozent der Haushalte digitalen Fernsehempfang, sie können zwischen 200 und 300 Kanälen wählen. Wenn auch die Prognosen verschiedener Institute teilweise differieren, besteht Konsens, dass 2005 etwa die Hälfte der US-Haushalte einen digitalen Kabel- oder Satellitenanschluss haben und damit in der Lage sein wird, weitere digitale Technologien (z.B. VOD) zu nutzen.
Zur Zeit ist die Verbreitung von VOD und PVR noch relativ gering mit jeweils unter 4 Prozent. VOD soll sich bis 2005 in 20 bis 30 Prozent der Haushalte durchsetzen. Im PVR, mit dem zeitversetzt ferngesehen und Werbung umgangen werden kann, sehen viele das wichtigste Zukunftsprodukt. Erste Erfahrungen in PVR-Haushalten zeigen, dass die Geräte tatsächlich auch dazu genutzt werden, Werbespots zu umgehen. Außerdem gefährden sie den Audience Flow, wenn auch die Promotion für neue Sendungen nicht mehr gesehen wird.
Für das vor Jahren bereits totgesagte HDTV, dass vor allem bessere Bildqualität verspricht, erwarten manche Prognose-Institute eine Renaissance. Die weiteren Zukunftsprodukte wie iTV, EPG und Streaming Video rangieren im Interesse derzeit hinter den anderen Technologien.
Ob die neuen Prognosen eintreten werden, hängt nach Einschätzung des Autors von verschiedenen Faktoren ab. So sind viele Produkte technisch zwar besser, aber noch nicht perfekt, sie sind günstiger geworden, aber belasten dennoch den Geldbeutel des Verbrauchers zusätzlich, der letztlich die entscheidende Rolle spielen wird.
MP 10/2003, S. 470-476
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