Qualität im Journalismus am Beispiel der Kriegsberichterstattung
Forschungsbeiträge zur Qualitätsdebatte
Qualität im Journalismus wird derzeit nicht nur in der Forschung, sondern verstärkt auch in Initiativen (z.B. des DJV) diskutiert. Unabhängig von der grundsätzlichen Schwierigkeit, journalistische Qualität zu definieren und zu messen, existieren Kriterien für die journalistische Arbeit, die Qualität ermöglichen bzw. sichern sollen. Hierzu zählen professionelle Standards wie Faktentreue und Verständlichkeit, Aktualität, Sorgfalt und Eigenrecherche, Offenlegen der Berichterstattungsbedingungen und Quellenkritik sowie Objektivität (im Sinne beispielsweise der Trennung von Nachricht und Meinung, Fairness/Ausgewogenheit, Beachtung der Nachrichtenwerte und Auswahlregeln, Hintergrundinformation). Die Charta der Initiative Qualität im Journalismus des DJV sieht darüber hinaus u.a. Fort- und Weiterbildung, interne und externe Kritikkultur, aber auch Beiträge der Medienunternehmen zur Qualitätssicherung vor, etwa durch Erarbeitung von Zielsetzungen und Standards sowie durch sichere Arbeitsbedingungen.
Inwieweit wird journalistische Qualität unter außergewöhnlichen Bedingungen wie Kriegs- und Krisenzeiten gewährleistet? Hierzu sind vor allem im Zusammenhang mit den zurückliegenden Golfkriegen und dem Bosnien-/Kosovo-Konflikt national wie international zahlreiche (überwiegend inhaltsanalytische) Studien erschienen. Deutlich wird, dass sich sowohl in deutschen wie auch in ausländischen Medien häufig Stereotypen und Freund-Feind-Polarisierungen nachweisen lassen. An den Ergebnissen der Studien werden verschiedene Problemfelder der Kriegs- und Krisenberichterstattung sichtbar: Werden Werthaltungen und Nachrichtenagenda der Konfliktparteien oder Militärs (unreflektiert) übernommen? Werden Information und Persuasion vermischt? Inwieweit lassen sich die Medien von Konfliktparteien funktionalisieren und unterliegen deren Informationsmanagement?
Diese Problemfelder sind zum Teil auch den erschwerten Arbeitsbedingungen (bis hin zur offenen Zensur) und dem gestiegenen Zwang zur höchstmöglichen Aktualität geschuldet. Lösungsansätze werden in der reflektierten Anwendung journalistischer Qualitätskriterien sowie in der Problematisierung der Quellenlage und in verstärkter Hintergrundinformation gesehen.
MP 3/2003, S. 139-148
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