Heft 9

Christa-Maria Ridder/Bernhard Engel

Massenkommunikation 2005: Images und Funktionen der Massenmedien im Vergleich

Ergebnisse der 9. Welle der ARD-ZDF-Langzeitstudie zur Mediennutzung und -bewertung

Im Frühjahr 2005 wurde die ARD/ZDF-Langzeitstudie "Massenkommunikation" zum neunten Mal durchgeführt. Danach verbringen die Bundesbürger im Durchschnitt zehn Stunden täglich mit Medien, das sind gut anderthalb Stunden mehr als vor fünf Jahren. Das Internet, das inzwischen bei fast 60 Prozent der Deutschen verfügbar ist, konnte seine Nutzungsdauer in diesem Zeitraum mehr als verdreifachen. Grundlegende Änderungen der bisherigen Mediennutzungsmuster zeichnen sich auf der Ebene der Gesamtbevölkerung aber noch nicht ab, denn auch Fernsehen und Radio dehnten ihre Nutzung aus. Das Internet hat sich danach in den Medienalltag der Bundesbürger integriert, ohne die dominierenden elektronischen Medien Hörfunk und Fernsehen wesentlich zu beeinträchtigen. Allerdings musste die Tageszeitung etwas an Nutzungszeit abgeben. Lesen insgesamt (Zeitung, Bücher und Zeitschriften) nahm aber zu. Nach wie vor scheint also zu gelten, dass die Zeit, die einem neuen Medium gewidmet wird, sich zum großen Teil zum bisherigen Medienzeitbudget hinzuaddiert.

Im Direktvergleich der Imageprofile und Nutzungsmotive der vier tagesaktuellen Medien bestätigen sich 2005 deren unterschiedlichen Rollen im Alltag der Bürger: Fernsehen bleibt als multifunktionales Allroundmedium weiterhin relativ stark auf den Abend begrenzt, der Hörfunk fungiert als Tagesbegleiter mit der besonderen Eignung als Stimmungsmanager. Die Tageszeitung bleibt das eher rationale Informationsmedium. Das Internet gewinnt im Direktvergleich der vier Medien bei allen Funktionen an Zustimmung. Insgesamt liegen seine Stärken aber weniger im Bereich Stimmungsmanagement und Eskapismus als in seinen Informationsfunktionen. Nach diesen Befunden dürfte es im Medienalltag der Gesamtbevölkerung daher stärker mit der Tageszeitung als mit den beiden elektronischen Medien in einer möglichen funktionalen Konkurrenz stehen.

Im direkten Leistungsvergleich öffentlich-rechtlicher und privater Fernsehprogramme sind ARD und ZDF 2005 -- mit noch etwas höherer Zustimmung als vor fünf Jahren -- in allen Informationsdimensionen stark positioniert. Nach wie vor werden öffentlich-rechtliche Programme von der großen Mehrheit der Bevölkerung zur Information über das aktuelle politische Geschehen bevorzugt. Als Vermittler glaubwürdiger und zuverlässiger Informationen und gesellschaftlicher Werte, als Forum des demokratischen Diskurses und als Kulturfaktor sind ARD und ZDF im Urteil der Bevölkerung fest verankert. 82 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die öffentlich-rechtlichen Programme auch in Zukunft unverzichtbar bleiben.

MP 9/2005, S. 422-448



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