Probleme und Perspektiven des Zeitungsmarktes
Daten zur Konzentration der Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland im I. Quartal 2006
Wenn auch die wirtschaftliche Lage der meisten Zeitungsverlage nach vielfach rigorosem Sparkurs in den letzten Jahren nunmehr etwas besser ist, bestehen die Kernprobleme der Branche fort. Auflagen und Reichweiten sinken, und die Werbeeinnahmen haben das Niveau der ausgehenden 90er Jahre noch nicht wieder erreicht. Während einerseits im Zuge der Kostenreduktion zahlreiche Lokalausgaben eingestellt wurden und sich die Zahl der Gebiete mit Zeitungsmonopolen weiter erhöht hat, gab es andererseits seit langem wieder Zeitungsneugründungen. Hierzu zählen Titel der Verlage Holtzbrinck ("News", "20 Cent", die Wochenzeitung "Boulevard"), DuMont Schauberg ("Stadt-Anzeiger direkt") und Springer ("Welt kompakt"). Es handelt sich um Titel des Niedrigpreissegmentes (20 bis 50 Cent), die sich redaktionell auch auf die Arbeit der jeweiligen Mutterblätter stützen. Betriebswirtschaftlich zunehmend wichtig werden Aktivitäten außerhalb des Tageszeitungsgeschäfts wie Anzeigenblätter, Druckgeschäft, Privatfunkbeteiligungen, Verkauf von Buchreihen, CD-ROM- und DVD-Zusammenstellungen. Als neues Geschäftsfeld könnten Postdienste bedeutender werden, wenn Ende 2007 auch das Briefgeschäft dereguliert wird. Gratiszeitungen, in vielen Ländern ein wichtiges Geschäftsfeld neuer und etablierter Verlage, haben in Deutschland bisher nicht Fuß gefasst bzw. entsprechende Versuche wurden abgewehrt.
Bei den Besitzverhältnissen hat es durch Verkäufe erneut zahlreiche Veränderungen gegeben. Anders als in den letzten Jahren waren auch mehrere hochauflagige Titel betroffen. Spektakulär war der Verkauf der Berliner Zeitung und des Berliner Kurier an eine ausländische Investorengruppe um David Montgomery, die später auch die Hamburger Morgenpost erwarb. Erstmals ist nach dem Kauf der wirtschaftlich angeschlagenen Frankfurter Rundschau die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) unter die zehn auflagenstärksten Verlagsgruppen aufgestiegen (Rang 10). In der DDVG hat die SPD ihre Verlagsbeteiligungen zusammengefasst, ihre FR-Beteiligung möchte sie größtenteils wieder verkaufen.
Wie hat sich die Konzentration im deutschen Zeitungsmarkt - gemessen als Anteile der Verlage an der Gesamtauflage - seit der letzten Untersuchung 2004 entwickelt? Der Konzentrationsgrad ist bei den Tageszeitungen insgesamt leicht rückläufig; so entfielen auf die fünf größten Verlage 2006 noch 41,3 Prozent der Gesamtauflage (2004: 41,6 %), die zehn größten Gruppen erzielten mit 55,7 Prozent einen knappen halben Prozentpunkt weniger. Dies ist zum großen Teil auch ein Effekt sinkender Auflagen, Veränderungen durch Zukäufe wurden hierdurch teilweise kompensiert. Bei den Abonnementzeitungen ist der Anteil der fünf größten Gruppen leicht auf 29 Prozent gestiegen, bei den Kaufzeitungen deutlich von 95,1 auf 97,3 Prozent.
MP 5/2006, S. 283-297
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