Heft 1

Angela Rühle

Fußballprofile im deutschen Fernsehen

Eine Analyse der Fußballberichterstattung in den Jahren 2002 bis 2012

Gefragt danach, für welche Sportart sie sich interessieren, äußerten in einer Befragung nahezu drei Viertel der Befragten, an Fußball „sehr interessiert“ oder „interessiert“ zu sein. Daher stellt Fußball für die Fernsehanbieter ein wertvolles Gut dar, mit dem einerseits hohe Zuschauerquoten zu erzielen sind, für das andererseits aber auch große Summen in Übertragungsrechte investiert werden müssen. Der Beitrag beschreibt die unterschiedlichen Profile der Fußballberichterstattung im deutschen Free-TV. Als Datenbasis dient die AGF-Programmcodierung, bei der die Sender ganze Sendungen anhand von Parametern wie Programmsparte, Sendungsformat oder Thema verschiedenen Programmkategorien zuordnen.

Im Untersuchungszeitraum 2002 bis 2012 war die Fußballberichterstattung bei den Sportsendern Sport1 und Eurosport am umfangreichsten. Sport1 kam auf rund 1 262 Sendestunden Fußball pro Jahr, Eurosport strahlte im Mittel 989 Stunden Fußballjährlich aus. Unter den Vollprogrammen, bei denen Sport nur eines von mehreren Programmelementen ist, berichteten ARD/Das Erste (rund 150 Sendestunden im Jahr) und ZDF (97 Stunden) am ausführlichsten über Fußball. Dabei lassen sich deutliche Schwankungen im Programmangebot erkennen, je nachdem, ob es sich um ein Jahr mit Europa oder Weltmeisterschaft handelte oder nicht. Im Programmangebot standen Live-Übertragungen im Vordergrund. Im Ersten entfielen in den elf untersuchten Jahren insgesamt 785 Sendestunden auf Liveberichte, beim ZDF waren es 751. Mit Programmanteilen von rund 48 Prozent im Ersten und rund 70 Prozent beim ZDF waren Übertragungen damit die mit Abstand wichtigste Sendungsform. An zweiter Stelle folgten Reportagen und Dokumentationen, die im Ersten rund 24 Prozent, im ZDF rund 28 Prozent der Sendezeit zu Fußballthemen ausmachten.

Die Berichterstattung von Fußball-Weltmeisterschaften zeichnet sich – gemessen an den eingesetzten Programmformen – vor allem bei ARD/DasErste und ZDF durch Kontinuität aus. Jüngste Ergebnisse zur Weltmeisterschaft in Brasilien zeigen, dass die eingesetzten Programmformen im Wesentlichen denen früherer Weltmeisterschaften entsprachen. Die journalistische Einrahmung in Formbegleitender Programmelemente gewinnt offenbar an Bedeutung.

MP 1/2015, S. 8-16



Zurück zur Übersicht