Mediennutzung im demografischen Wandel
Mikrosimulation auf Basis der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation
Der demografische Wandel ist eine für viele Lebensbereiche bedeutsame Entwicklung in Deutschland. Gemeint sind damit eine älter werdende Gesellschaft und die aus diesem Phänomen resultierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Der Wandel vollzieht sich zwar nicht besonders schnell, wirkt sich aber langfristig auf die Gesamtbevölkerung aus und ist kaum mit Gegenmaßnahmen zu kompensieren. Auch Phänomene wie die derzeit verstärkte Zuwanderung werden sich nicht stark in der Bevölkerungsstatistik bemerkbar machen. Im Vergleich zu den demografischen Veränderungen ist die Medienentwicklung deutlich rasanter. Neue, aber auch auslaufende Technologien bestimmen den Medienalltag. Medienkonvergenz, wie etwa „TV anywhere, anytime“, bedeutet durch neue Nutzungsformen für Fernsehen online eine erhebliche Veränderung für die Medien und die Nutzungsoptionen.
In einer Szenarioanalyse (Mikrosimulationsgewichtung) mit der Leitfrage „Was wäre, wenn alles sonst gleich bliebe und sich nur die Bevölkerungsstruktur ändern würde?“ werden die Befragungsergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation des Jahres 2015 anhand der jeweiligen Bevölkerungsstruktur der Jahre 1990, 2015 und 2025 gewichtet. In den Alterspyramiden des Statistischen Bundesamtes zeigt sich, dass die jüngeren Generationen ausdünnen, während der Anteil der ab 50-Jährigen wachsen wird. Hieraus ergibt sich für die Mediennutzung, dass auch bei der Nutzung tagesaktueller Medien der Anteil der 14- bis 29-Jährigen sinkt, die Anteile der Älteren dagegen wachsen. So wird die Fernsehnutzung im Jahr 2025 zu 70 Prozent von ab 50-Jährigen generiert, die Radionutzung wird weniger stark vom demografischen Wandel beeinflusst sein.
Hinsichtlich der Medienbewertung (z.B. Nutzungsmotiv Information) profitieren TV und Tageszeitung vom Alterungsprozess der Bevölkerung, Radio bleibt annähernd gleich. Auch die Aussagen zum Profil öffentlich-rechtlicher und privater Fernsehprogramme bleiben im Zeitverlauf relativ stabil. Als Fazit lässt sich festhalten, dass ohne die Berücksichtigung älterer Publika zukünftig kaum eine höhere Mediennutzung oder bessere Medienbewertung möglich sein wird, es also schwierig sein dürfte, „gegen den Strom“ des demografischen Wandels zu schwimmen.
MP 5/2016, S. 270-276
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