Editorial
Dieses Mal ist ein Glückwunsch angebracht: Die ARD/ZDF-Onlinestudie gibt es nunmehr seit 20 Jahren. Die Jubilarin gehört zu den ältesten kontinuierlichen Bevölkerungsstudien, die die Entwicklung der Internetnutzung beschreiben. Da zunehmend die mediale Internetnutzung im Fokus steht, erfasst die ARD/ZDF-Onlinestudie die Mediennutzung zum ersten Mal nicht mehr auf der Basis von Mediengattungen, sondern auf den Ebenen Bewegtbild (Video), Audio und Text.
Die Zahlen sind beeindruckend: Im Jahr 2017 nutzen in Deutschland 62 Millionen Personen ab 14 Jahren das Internet, das sind 90 Prozent der Bevölkerung. Von den insgesamt 149 Minuten der täglichen Internetnutzung werden durchschnittlich 45 Minuten für Medien aufgewendet. Das Audioangebot im Internet wächst ebenso. Besonders stark legen aber Video-Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime zu: Wir sprechen von einem Wachstum um 20 Prozentpunkte in nur einem Jahr.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Zeichen erkannt: Unser Publikum, vor allem jüngere Menschen, möchte Medien zunehmend zeitunabhängig im Internet nutzen. Darauf haben ARD und ZDF beispielsweise mit dem Content-Netzwerk „funk“ reagiert. Auch unsere Mediatheken werden immer attraktiver und erfreuen sich eines regen Zuspruchs.
Wir wissen gleichzeitig, wie wichtig der Bevölkerung lineares Fernsehen und Radio nach wie vor sind. Die „traditionellen“ Medien sind immer noch mit Abstand die meistgenutzten. Die Angebotsvielfalt und inhaltliche Kompetenz gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gehört zu unseren Stärken – und zu unserem Auftrag. Diesen müssen wir gleichermaßen in den traditionellen wie in den neuen Ausspielwegen erfüllen – mit verlässlichen Informationen und Angeboten für das gesamte gesellschaftliche Spektrum.
Dazu ist allerdings eine finanzielle Sicherung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unabdingbar. In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur Mischfinanzierung aus Rundfunkbeitrag und Werbeerlösen akzeptieren zwei Drittel den Status quo für Radiowerbung und 70 Prozent für Fernsehwerbung. Etwa die Hälfte der Befragten könnte sich sogar eine Ausweitung der Werbezeiten vorstellen, wenn dadurch der Rundfunkbeitrag gesenkt werden könnte.
Manfred Krupp
MP 9/2017, S. 433
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