Heft 12

Bernd Blöbaum

Bezugspunkte von Medienvertrauen

Ergebnisse einer explorativen Studie

Die explorative Studie untersucht, wie das Konstrukt „Vertrauen in Medien“ stärker zu differenzieren ist, das heißt, womit Mediennutzer die Begriffe Medienvertrauen und Medienmisstrauen konkreter verbinden. Unterschieden werden dabei vier Ebenen, auf die sich Vertrauen beziehen kann: Berichterstattungsfelder (hier: Politik und Sport), konkrete Themen (hier: AfD- und Flüchtlingsberichterstattung), Sendungen sowie namentlich bekannte Journalisten (hier: Moderatoren von „Sportschau“ und „heute-journal“). Die Auswahl der Themen, Sendungen und Journalisten ist exemplarisch und verfolgt den Zweck, näher zu ergründen, was Mediennutzer als Vertrauensobjekte auf Seiten der Medien ansehen könnten. Die Untersuchung basiert auf repräsentativen Erhebungen in den Jahren 2017 und 2018; es wurden jeweils über 1 000 Personen zwischen 14 und 64 Jahren befragt.

Die Befragungen zeigen eine hartnäckige Medienskepsis bei einem kleinen Teil der Bevölkerung; bei der überwiegenden Mehrheit der Rezipienten gelten aktuelle Massenmedien als vertrauenswürdig. Die Untersuchung bestätigt aber auch: Vertrauen und Misstrauen können zugleich auftreten. Wird allgemein nach Vertrauen in Medien gefragt, gibt es von den Mediennutzern deutlich weniger positive Antworten als bei der Frage nach Vertrauen in einzelne Sendungen oder Berichterstattungsfelder. Einer bestimmten Sendung (oder auch einem einzelnen Beitrag) kann relativ viel Vertrauen entgegengebracht werden. Gleichzeitig erreichten die exemplarisch untersuchten Berichterstattungsfelder Politik und mehr noch Sport deutlich bessere Werte bei der Vertrauensfrage als die konkreten, aber überaus polarisierenden und sensiblen Themen AfD und Flüchtlinge. Vertrauen und Misstrauen gegenüber Medien ist aus Perspektive der Rezipienten somit offenbar eine komplexe Angelegenheit.

Die quantitativen Befragungen sind nicht geeignet, daraus eine entsprechende journalistische Strategie abzuleiten. Weitergehende, vor allem qualitative Studien wären nötig, um Referenzen von Vertrauenshaltungen weiter differenzieren (z. B. durch den Vergleich ähnlicher Sendungen). Auf der Seite der Rezipienten wäre unter anderem auch zu berücksichtigen, welche individuelle Bedeutung einem Thema zugemessen wird.

 

MP 12/2018, S. 601-607



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